Schulen Glarus Süd: Ein Schritt zurück

Mit Erstaunen habe ich die Argumente eines ominösen Workshops gelesen, der sich an der Entwicklung der Schulstandortmodelle für Glarus Süd beteiligt haben will. Hohe Qualitätsanforderungen werden da ins Feld geführt, die nur mit «gut qualifiziertem Lehrpersonal, gut eingerichteten Schulungsräumen, motivierten Schülern und einem funktionierenden Transportsystem» zu erfüllen sind. Haben wir dies denn nicht jetzt schon? Ausgezeichnete Lehrpersonen, die ihre Arbeit mit Freude und gewissenhaft erfüllen würden, wenn ihnen nicht von behördlicher Seite ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen würden? Motivierte Schüler dank engen Kontakten zu ihren Familien, dank überschaubaren Klassen, dank engagierten Lehrpersonen?

Ich besuche im zweiten Jahr die Pädagogische Hochschule in Zürich. Viele meiner Mitstudierenden wünschten sich einen interessanten Job mit kleinen, auch durchmischten Klassen statt der Massenabfertigung, wie wir sie auch an vielen Praktikumsschulen im Kanton Zürich erleben müssen. Voraussetzung ist natürlich, dass einem nicht schon beim ersten Bewerbungsgespräch mit einer Schliessung der Schule und dem Streichen der künftigen Arbeitsstelle gedroht wird ... Aber auch in Zürich wie in anderen Kantonen möchte man das Bildungssystem verbessern: Manche Schulen erproben zum Beispiel das Mehrklassensystem. Nicht wegen des finanziellen Druckes, sondern um
von den Vorteilen im sozialen und im Lernbereich zu profitieren. Durchlässige Oberstufen, wo die Jugendlichen je nach Begabung in einem Fach die Real-, im anderen die Sekundar- oder Oberschule besuchen, sind im Trend, weil man erkannt hat, dass man die Kinder so ihren Möglichkeiten zufolge am besten fördert. Alles Angebote, die wir kennen oder verwirklichen können mit unseren bestehenden Schulstandorten. Möglichkeiten, die wir uns mit Zusammenlegungen und Kürzungen aber verbauen. Und das breite Angebot an Zusatzfächern, das wir tatsächlich nicht bieten können an jeder unserer kleinen Schulen? Schon heute müssen die Braunwalder Kinder zum Musikunterricht nach Glarus. Wer Ballett erlernen will, Kunstturnen oder Chinesisch im Vorschulalter, findet selten das Angebot im eigenen Dorf. Solche Wünsche können, mit der Unterstützung der Eltern, durchaus zentral erfüllt werden – das Grundangebot aber soll im eigenen Dorf besucht werden können. Weshalb also wollen wir einen Schritt zurück machen, wo unsere Schulen andernorts als Vorbilder gelten?

Als zukünftige Lehrperson, die die Motivation zur Berufswahl in einer kleinen Bergschule gefunden hat und die gerne in den Kanton Glarus zurückkehrt, stimme ich auch für meine Zukunft an der Gemeindeversammlung vom Freitag, 24. November, Ja zum «Modell 9+2», zum Status quo und zur Beibehaltung unserer Dorfschulen.

Ivana Stuber, Braunwald/Zürich

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